Corinne H.

Spätfolgen und Lebensfreude

Corinnes Weg als Survivor

Im Podcast von Kinderkrebs Schweiz erzählt Corinne eindrücklich von ihrer Krebserkrankung im Jugendalter, den tiefgreifenden Erfahrungen und Spätfolgen – und davon, wie sie trotz allem immer wieder neue Kraft findet, um weiterzumachen. 

Gut gelaunt, reist Corinne für die Podcast-Aufnahme an ihrem freien Tag nach Basel. Sie arbeitet als Pflegefachfrau HF mit einem 90-Prozent-Pensum auf der Privatabteilung des Kantonspitals Olten. Ein anspruchsvoller Job mit vielen Nachtschichten. Aber von Müdigkeit keine Spur! Trotz verschiedener Spätfolgen ihrer Krebserkrankung und den Therapien sprüht Corinne meistens vor Ideen und positiver Lebensenergie. 

Mit ihrer positiven Art, Herausforderungen anzunehmen, geht Corinne nicht nur selbst durchs Leben, sondern versucht auch andere Betroffene zu stärken. 

Corinne erkrankte mit 15 Jahren an Krebs. Heute lebt sie mit den Spätfolgen – und grosser Lebensfreude. Im Podcast erzählt sie, wie sie Zuversicht findet, sich engagiert und anderen Survivors Mut macht.

Hoffnungsvolle Haltung

Mit 15 Jahren, unmittelbar vor Schulabschluss, erhielt Corinne die Diagnose PNET-Ewing-Sarkom – ein seltener und aggressiver Tumor in der Schulter – bereits mit Metastasen in den Knochen und im Gehirn. Eine sofortige Therapie war notwendig, die Schwere der Situation realisierte Corinne zunächst kaum. Am schlimmsten erschien es ihr, dass sie nicht mit ihren Kamerad:innen die letzten Momente des Schuljahres geniessen und in die Landschulwoche fahren konnte. Rückblickend beschreibt Corinne ihre damalige Haltung als hilfreich – sie wusste wenig über Krebs und konnte so hoffnungsvoll nach vorne blicken. Für sie war klar, dass sie eine Therapie machen und wieder gesund werden würde.

Ein einschneidender Moment

Ein Wendepunkt in ihrer Geschichte ist der sogenannte «Black Day», der Tag, an dem ihr mitgeteilt wurde, dass sie möglicherweise austherapiert sei. Zum ersten Mal wurde ihr die reale Möglichkeit vor Augen geführt, bald sterben zu können. Trotz dieser erschütternden Nachricht entschied sie sich bewusst für das Leben und gegen die Resignation. Heute füllt sie diesen ehemals dunklen Tag mit positiven Momenten – ein Symbol für ihre Haltung, Negatives zu transformieren und das Leben zu feiern. 

Den Gefühlen Raum geben

Corinne spricht sehr offen über die Spätfolgen der Therapie – darunter Erschöpfung, Unfruchtbarkeit, Zahnschäden und eine Schädigung der Bauchspeicheldrüse, die zu einem Diabetes Typ 3 geführt hat. Solche Nachrichten sind auch für Corinne schwer zu verarbeiten, doch sie hat einen klaren Umgang damit entwickelt. Sie erlaubt sich, traurig und wütend zu sein, nimmt sich bewusst Zeit für diese Gefühle – aber sie weiss auch, dass ein Punkt kommen muss, an dem man sich selbst auffordert weiterzumachen.

Sie beschreibt diesen Prozess als fliessend. «Es ist nicht so, dass ich mir ein festes Zeitlimit für Trauer setze, aber ich weiss, dass ich nach einiger Zeit wieder aufstehen und handeln muss.» Diese bewusste Auseinandersetzung mit ihren Gefühlen macht sie zu einer starken und reflektierten Stimme für andere Survivors.

«Ich gestehe es mir zu, zu trauern und wütend zu sein. Danach kann ich die Herausforderungen in Angriff nehmen.»

Corinne, Survivor

Engagement für andere Survivors

Seit vielen Jahren engagiert sich Corinne als Mentorin und setzt sich aktiv für den Austausch zwischen Betroffenen ein. Ihr ist es wichtig zu zeigen, dass der Weg nach einer Krebserkrankung oft nicht einfach ist – aber lohnenswert. Der Austausch mit anderen Survivors gibt ihr selbst Kraft und ermöglicht es, Probleme besser einzuordnen. «Oft erkennt man erst im Gespräch, dass man mit gewissen Spätfolgen oder Gedanken nicht allein ist.» 

Ein zentrales Thema in Corinnes Leben ist die Nachsorge. Sie betont immer wieder, wie wichtig diese für Survivors ist – nicht nur unmittelbar nach der Therapie, sondern auch Jahre später. Gerade ältere Survivors seien teilweise weniger gut aufgeklärt oder sensibilisiert. Die Nachsorge biete die Chance, frühzeitig Veränderungen zu erkennen und Lösungen zu finden. 

Corinne Heimgartner

«Es ist nicht immer einfach. Es ist ein sehr harter Weg. Aber es lohnt sich. Das möchte ich allen Betroffenen mitgeben.»

Corinne, Survivor

Corinne spricht mit grosser Offenheit und Ehrlichkeit über ihre Erfahrungen. Sie möchte das Thema Krebs im Kindes- und Jugendalter enttabuisieren und ein realistisches Bild zeichnen. Krebsfrei zu sein bedeutet nicht automatisch, gesund zu sein. Viele Spätfolgen bleiben unsichtbar, und gerade deshalb braucht es in der Gesellschaft mehr Verständnis – kein Mitleid, sondern echtes Zuhören.

Ihr Mut, sich auch mit schwierigen Gefühlen auseinanderzusetzen, ihre Klarheit im Umgang mit Rückschlägen und ihr Einsatz für andere Betroffene machen Corinnes Geschichte nicht nur berührend, sondern auch inspirierend. Sie zeigt, dass Stärke nicht bedeutet, immer stark zu sein – sondern sich selbst Zeit zu geben, ehrlich zu sein, und den Moment zu erkennen, in dem es heisst «Jetzt geht es weiter.»