Mein:e Freund:in hat Krebs

Die Nachricht, dass dein:e Freund:in an Krebs erkrankt ist, verunsichert, verängstigt und wirft Fragen auf: «Wie soll ich mich verhalten? Was soll ich sagen? Und wie kann ich helfen?»

Diese Seite soll dir beim Verstehen helfen: dein:e kranke:r (Schul-) Freund:in bleibt trotz der schwierigen Umstände dieselbe Person, die du magst – und bereits kleine Gesten können viel bewirken.


Was ist eigentlich Krebs?

Schau dir dieses Video an, um zu verstehen, was Krebs ist und wie die Diagnose Krebs das Leben von einem auf den anderen Moment auf den Kopf stellt: Cancer Sucks

Einem Freund oder einer Freundin mit Krebs beizustehen, wird dich wahrscheinlich herausfordern. Vielleicht fühlst du dich hilflos oder unsicher, da du noch nie zuvor eine vergleichbare Situation erlebt hast. Doch gerade in solchen Momenten ist die Unterstützung durch nahestehende Menschen besonders wichtig.

Von dir wird nicht erwartet, dass du die Situation vollständig verbessern kannst. Es ist in Ordnung, keine Worte zu finden und sich unsicher zu fühlen. Allein, dass du für dein:e Freund:in da bist, kann schon viel bewirken.

Antworten auf deine wichtigsten Fragen

Wird mein:e Freund:in sterben?

Ist Krebs ansteckend?

Warum darf ich meine:n Freund:in nicht treffen?

Wird mein:e Freund:in die Haare verlieren?

Kann ich auch Krebs bekommen?

Gefühlschaos

Egal, ob man die Person, bei der Krebs diagnostiziert wurde, gut kennt oder gar nicht – die Situation wird dich beeinflussen. Du bist schockiert, verwirrt, überfordert oder du fühlst dich völlig leer.

Es ist normal, dass du Angst hast, dir Sorgen machst oder dich unwohl fühlst. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich auch dein:e Freund:in durch die Krankheit verändert und eure Gespräche nicht immer wie früher verlaufen, und du vermisst, wie es vorher war.

Setze dich nicht zu sehr unter Druck. Du musst dich nicht schlecht fühlen, weil du das Problem nicht lösen kannst.

Achte auch auf dich selbst

Es ist toll, dass du für deine:n Freund:in da sein willst. Aber du bist nicht der einzige Mensch, der ihn/sie unterstützen kann, und es ist auch nicht nötig, rund um die Uhr da zu sein. Achte unbedingt auch auf dich selbst und hole dir Hilfe, wenn du merkst, es wird dir alles zu viel.

Über Krebs sprechen

In Situationen, die man nicht kennt, ist es oft schwierig, das Richtige zu sagen. Besonders schwer fällt ein Gespräch, wenn eine Person, die du kennst, Krebs hat. Du fragst dich vielleicht:

  • «Soll ich das Thema Krebs überhaupt ansprechen… oder lieber über alles sprechen, nur nicht darüber?»
  • «Was, wenn ich das Falsche sage und meine:n Freund:in damit verletze?»
  • «Ich will anrufen, aber was, wenn ich wichtige Familienzeit störe?»
  • «Ich möchte von etwas erzählen, das mir passiert ist, aber mein Leben erscheint jetzt im Vergleich so unwichtig.»

Solche Gedanken sind völlig normal, besonders in einer neuen, schwierigen Situation wie dieser. Wichtig ist, dass die Angst, etwas Falsches zu sagen, nicht dazu führt, gar nichts zu sagen. Die meisten jungen Menschen mit Krebs finden es sehr erleichternd und hilfreich, wenn sie mit dir oder anderen Personen über Krebs sprechen können.

Gut zu wissen:

  • Über schwierige Dinge nicht zu sprechen, lässt sie nicht verhindern. Für Bei deiner/deinem Freund:in kann es eine Erleichterung sein, mit dir zu reden.
  • Über Gefühle und Sorgen zu sprechen, kann helfen, diese besser zu verstehen und damit besser klarzukommen.
  • Ohne Gespräche mit dir oder anderen kann sich dein:e Freund:in isoliert und einsam fühlen.
  • Gespräche lassen dein:e Freund:in am normalen Leben teilhaben.
     

Sätze, die du sagen kannst

Du weisst nun, wie wichtig es ist, zu reden und nicht zu schweigen. Sei ehrlich, sei du selbst und wenn du nicht weiterweisst, hilft vielleicht auch ein Lächeln oder eine Berührung. Du kannst dein:e Freund:in auch ganz offen fragen, worüber ihr sprechen könntet.

  • «Ich freue mich, dich zu sehen/zu hören, aber ich weiss gar nicht, was ich sagen soll.»
  • «Wie fühlst du dich heute?»
  • «Was möchtest du wissen? Zum Beispiel von der Schule oder vom Training?»
  • «Möchtest du über den Krebs oder über die Therapie reden?»
  • «Willst du mir erklären, was du während der Therapie machen musst?»

Wie soll ich mich verhalten?

Warte nicht immer darauf, dass dein:e Freund:in das Thema anspricht; möglicherweise sorgt er/sie sich, dass andere das Thema leid sind. Du musst keine Ratschläge geben, es reicht, wenn du für ihn/sie da bist. Es ist nicht notwendig, dass du immer fröhlich und positiv bist. Es ist völlig in Ordnung zuzugeben, wenn du traurig oder überfordert bist.

Vielfach möchte dein:e Freund:in einfach über alltägliche Dinge sprechen und Neuigkeiten austauschen. Scheue dich also nicht, über vermeintlich unwichtige Dinge zu reden. Gespräche über den Alltag, die Schule oder dein Haustier lenken ab, bringen euch zum Lachen und schaffen Normalität.

Wie kann ich helfen?

Freundschaften und Freude helfen, gesund zu werden. Ganz so einfach ist es zwar nicht, aber es ist von der Wissenschaft belegt, dass Glücklichsein beim Gesundwerden helfen kann.

Indem du für deine:n Freund:in da bist, tust du schon ganz viel. Aber was heisst da sein? 

  • Es heisst nicht, dass du dich jeden Tag melden musst.
  • Es heisst nicht, dass du keine anderen Gedanken mehr haben darfst.
  • Es heisst, dass du ab und zu an ihn/sie denkst und ihm/ihr bereits mit etwas vermeintlich Kleinem eine grosse Freude bereiten kannst.

Das kannst du tun – eine Ideensammlung

  • Schreibe einen Brief. Gerade wenn du dein:e Freund:in nicht sehen darfst, hilft dir Schreiben, deine Gedanken loszuwerden. Er/sie wird sich sehr über deine Zeilen freuen.
  • Zeichne ein Bild von euch.
  • Bastle ein Freundschaftsarmband.
  • Rufe an oder sende eine Sprachnachricht.
  • Besuche dein:e Freund:in Freundin im Spital oder zu Hause, sofern das geht.
  • Kaufe ein Freundschaftsalbum und sammle die Wünsche und Fotos aus eurem Freundschaftskreis.
  • Frage deine Lehrperson, ob ihr einen Klassenbesuch im Krankenhaus organisieren könnt. Die meisten Spitäler bieten das an.

Was passiert mit eurer Freundschaft?

Gut möglich, dass sich eure Freundschaft verändern wird. Einige Freundschaften werden stärker und wachsen. In anderen Fällen kann es passieren, dass ihr euch entfremdet oder eure Freundschaft endet.

Mit einer Krebserkrankung macht dein:e Freund:in eine grosse, lebensverändernde Erfahrung durch. Es kann sein, dass dadurch eine neue Sicht auf das Leben entsteht und plötzlich andere Dinge als wichtig empfunden werden. Dadurch entstehen möglicherweise neue Freundschaften, während alte in den Hintergrund treten.

Auch du selbst entwickelst dich weiter, während du erwachsen wirst und es kann passieren, dass ihr irgendwann nicht mehr viel gemeinsam habt – ganz unabhängig davon, ob eine Krankheit im Spiel ist oder nicht.