In Krisen stark bleiben

Als Elternteil eines an Krebs erkrankten Kindes möchten Sie diesem helfen, gesund zu werden. Vergessen Sie sich dabei selbst nicht.

Jede Person geht auf unterschiedliche Weise mit einem Schicksalsschlag wie der Krebsdiagnose eines Kindes um. Es ist verständlich, dass Sie sich grosse Sorgen um Ihr Kind machen und ihm unbedingt helfen wollen, gesund zu werden. 
Nehmen Sie sich Zeit für sich und fühlen Sie sich nicht schuldig dabei. Versuchen Sie, in Zeiten, in denen es dem Kind besser geht, Kraftreserven anzulegen, für Phasen, in denen es schwieriger wird. Je besser Sie in der Lage sind, emotional aufzutanken, sich Mut zu machen, desto besser können Sie diese kritischen Zeiten durchstehen.


Ein krankes Kind braucht gesunde Eltern

Für Kinder und Jugendliche ist es sehr wichtig, dass ihre Eltern oder nahen Bezugspersonen Ruhe und Zuversicht vermitteln und anwesend sind. Damit Sie emotional und körperlich gesund sind, sowie die nötige Kraft haben, für Ihr Kind und Ihre Familie da zu sein, sollten Sie sich um sich selbst kümmern. Es ist verständlich, dass Tipps für Ihr eigenes Wohlbefinden in den ersten Momenten nach der Diagnose realitätsfremd klingen, Ihr Wohlbefinden ist aber essenziell. Indem Sie auf Ihre Gesundheit achten, ausgewogen essen, auf genügend Schlaf achten und beim Sport oder einem anderen Hobby abschalten können, schöpfen Sie die Kraft, die Sie für Ihr Kind brauchen.

«Vergesst über dem Kind nicht Euch selbst. Verausgabt Euch nicht völlig, sondern sorgt dafür, dass Ihr Zeit für Euch selbst habt, auch für Euch als Paar. Das ist genauso wichtig wie die Fürsorge für die Kinder.» 
 

Eine betroffene Mutter im Buch «Unser Kind hat Krebs – Was können wir tun?», Annette Bopp und Dr. med. Genn Kameda (ISBN: 978-3-8251-7766-9)» 

Selbstfürsorge

Selbstfürsorge bedeutet, sich mental und körperlich um seine eigene Gesundheit zu kümmern. Dazu gehören Ernährung, Schlaf, Körperpflege, Sozialleben, Sport sowie Erholung. Selbstfürsorge heisst also: Dinge tun, die gut tun. Sorgen Sie für Entspannung und machen Sie bewusste Pausen. Dies kann helfen, Stress zu bewältigen, das eigene Krankheitsrisiko (psychisch und physisch) zu senken und die Energiereserven zu steigern. Regelmässige Selbstfürsorge ist für alle Menschen wichtig, wird aber in herausfordernden Situationen, die beispielsweise Krankheiten mit sich bringen, wesentlich. Selbst kleine Akte der Selbstfürsorge im täglichen Leben können grosse Auswirkungen haben. 

Entspannen Sie sich, machen Sie Pausen und kümmern Sie sich um sich. Tun Sie, was immer Ihnen guttut oder Freude bereitet. Zum Beispiel: Meditation, Spaziergänge, eine Massage oder Sport, Musik hören, ein Schaumbad nehmen oder ein Nickerchen machen. 

Hilfe annehmen

Lassen Sie andere helfen – emotional, praktisch und finanziell. Menschen wollen helfen und es fällt ihnen leichter und nützt Ihrer Familie am meisten, wenn sie ganz konkrete Dinge tun können. Finden Sie den richtigen Support für sich und Ihre Familie. Sozialarbeiter:innen oder das medizinische Team im Spital zeigen Ihnen gerne, welche Angebote, Elterngruppen und Beratung zur Verfügung stehen.

Beispiele für Entlastung im Alltag:

  • Babysitting
  • Geschwister betreuen: abholen, ins Training bringen, Hausaufgaben machen etc.
  • Haustiersitting: mit dem Hund spazieren gehen, Kleintiere pflegen und füttern etc.
  • einkaufen und kochen
  • Hausarbeit oder Gartenarbeit
  • andere alltägliche Aufgaben, die für Sie nun zu einer grossen Last werden können
  • Koordination und Organisation der Hilfsangebote an eine nahestehende Person delegieren

Austausch in Elterngruppen

Viele betroffene Eltern schätzen den Austausch mit anderen Eltern, die sich in einer ähnlichen Situation befinden oder bereits eine Krebserkrankung ihres Kindes durchgemacht haben. Andere betroffene Eltern verstehen sehr gut, wie es Ihnen geht und welche Sorgen Sie plagen. Der Austausch mit anderen Eltern bietet für viele Betroffene einen sicheren Ort zum Lernen, Lachen und Weinen.

Grenzen zulassen

Priorisieren Sie, was für Sie an jedem Tag oder in jeder Woche wichtig ist. Tun Sie, was Ihnen ein gutes Gefühl vermittelt, und vermeiden Sie stressvolle Situationen so weit wie möglich. Es kann sein, dass Ihre Freunde oder Familienmitglieder wohlmeinend mit Ihnen über die Krebserkrankung Ihres Kindes sprechen wollen, aber Sie für das Gespräch gerade keine Energie haben. Teilen Sie mit, wenn Sie etwas nicht möchten oder eine Pause benötigen. Es ist völlig in Ordnung, zu sagen, was Sie brauchen und was Sie gerade nicht möchten.

Familienzeit gestalten

Machen Sie etwas zusammen als Familie, wann immer es möglich ist und der Gesundheitszustand Ihres Kindes es erlaubt. Sie können zusammen einen Film schauen, ein Spiel spielen oder eine besondere Aktivität einplanen für die Tage, an denen sich Ihr Kind wohl fühlt. Das lenkt ab, bringt ein Stück Normalität zurück und hilft, Lebensmut und Kraft zu schöpfen. 

Nadiya Palamar

«Je früher es gelingt, die Situation anzunehmen, desto schneller können betroffene Eltern handeln und alle Kräfte auf die Genesung des Kindes richten.»

Nadiya Palamar, betroffene Mutter

Emotionen

Angst ist bei einer schweren Erkrankung wie Krebs ein natürliches Gefühl. Sie als Elternteil haben vermutlich am meisten Angst davor, Ihr Kind zu verlieren. Akzeptieren Sie Ihre Gefühle, geben Sie ihnen Raum und lassen Sie sich Zeit. Mehr erfahren

Professionelle Begleitung

Viele Patient:innen sowie die Angehörigen benötigen im Laufe einer Krebserkrankung oder danach psychologische Unterstützung. Im Spital und in der Zeit der Nachsorge nach der Krebserkrankung stehen den Kindern und Jugendlichen sowie deren Familie Psychoonkolog:innen zur Verfügung, die helfen, mit der belastenden Situation besser fertig zu werden. Gerade Eltern befinden sich oft in einem anspruchsvollen Spagat: zum einen geben Sie Ihrem Kind und Ihrer Familie Halt, zum anderen benötigen Sie selbst Halt. Wie Eltern mit dieser Doppelrolle umgehen können, erzählt Psychoonkologin Barbara Gantner im Podcast.

Tipps für den Spitalalltag

Die Spitalwelt ist für viele Menschen ein spezielles unbekanntes Universum voller Ängste und Hoffnungen. Wenn Sie emotional und körperlich gefordert sind, können diese Tipps für etwas Entlastung und Orientierung sorgen:

  • Führen Sie ein persönliches Tagebuch. Was Sie denken und fühlen, kann Ihnen helfen, mit Ihren Emotionen umzugehen.
  • Wenn es möglich ist, sollten Sie sich mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin oder einer anderen Person, die Ihnen und Ihrem Kind nahesteht, abwechseln, um bei Ihrem Kind im Krankenhaus zu bleiben.
  • Gehen Sie nicht allein zu Terminen. Eine Begleitperson kann Ihnen helfen, sich zu erinnern, was der Arzt oder die Ärztin gesagt hat, oder kann Fragen stellen, an die Sie nicht denken. Zudem kann eine Begleitperson bei solchen Terminen eine wertvolle emotionale Stütze sein. 

Wie Sie als Paar stark bleiben

Vielleicht sind Sie so damit beschäftigt, sich um Ihr krankes Kind und Ihre anderen Kinder zu kümmern, dass Sie vergessen, was Sie und Ihr:e Partner:in voneinander brauchen. Auch Ihre Beziehung verdient Zeit und Pflege. 

Tipps für den Umgang mit Kinderkrebs in der Partnerschaft

Reden

Gemeinsam Zeit verbringen

Individuelle Wege finden und akzeptieren