Wie Geschwister mitleiden

Geschwister sind von der Krebsdiagnose ihres Bruders oder ihrer Schwester in grossem Masse betroffen. Wie sie darauf reagieren und mit der Ausnahmesituation umgehen, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab.


Grosse Gefühlswelt vs. emotionaler Rückzug

Ein Teil der Geschwister zeigen ihre Gefühle offen. Die Emotionen reichen von Angst über Einsamkeit, Eifersucht, Neid, Wut bis zu Schuld.

Andere Geschwisterkinder reagieren verhaltener. Sie tendieren dazu, ihre Gefühle eher zurückzuhalten, um ihre Eltern zu schützen. Während sie nach aussen unauffällig sind und gut zu funktionieren scheinen, kämpfen sie innerlich mit ihren Emotionen und leiden still. Indikatoren können auch körperliche Symptome, wie zum Beispiel Kopf- oder Bauchschmerzen sowie Schlaf- oder Essstörungen sein. 

Verhaltensprobleme bei Geschwistern können sich unter anderem in aggressiven Ausbrüchen oder Rückzug aus sozialen Beziehungen, wie auch als Konzentrations- und Leistungsabfall in der Schule zeigen. 

Fachpsychologische Begleitung

Die Bandbreite der Gefühle und Reaktionen ist somit gross und oft widersprüchlich. Manche Geschwister gehen aus der Krankheit innerlich gereifter hervor, empfinden sich als selbstständiger und empathischer. Auch das Vertrauen und der starke Zusammenhalt innerhalb der Familie werden als positiv gewertet. Damit das Erlebte verarbeitet werden kann und möglichst wenige Ängste, Unsicherheit oder Schuldgefühle zurückbleiben, werden die Eltern von Anfang an in den onkologischen Zentren fachpsychologisch begleitet. 

Auch Geschwister sollten diese Möglichkeit haben. Andrea Kurzo, Fachpsychologin am Kinderspital Bern, engagiert sich für die Bedürfnisse der Geschwister. Sie unterstützt die Eltern vielfältig beispielsweise in der Kommunikation mit den Kindern, mit der Schule oder dem Umfeld.

Andrea Kurzo

«Dank vielen Schutzfaktoren können die meisten Geschwisterkinder die schwierige Situation in der ersten Phase gut meistern.»

Andrea Kurzo, Fachpsychologin am Kinderspital Bern