Rezidiv

Vielleicht haben Sie in letzter Zeit Symptome bei Ihrem Kind bemerkt oder die Diagnose kommt völlig unerwartet im Rahmen einer Nachsorgeuntersuchung. In jedem Fall erfolgen umfassende Untersuchungen, um Klarheit zu gewinnen:

• Handelt es sich tatsächlich um einen Rückfall der ursprünglichen Krebserkrankung oder gibt es andere Ursachen?
• Ist es dieselbe oder eine neue Krebserkrankung?
• Wie weit ist die Krankheit fortgeschritten?
• Welche Behandlung bietet die besten Heilungschancen?

Die Diagnose wird oft durch eine Knochenmarkpunktion, Biopsie oder bildgebende Verfahren gesichert. Die Wartezeit bis zur endgültigen Diagnose kann schwer sein, doch die Ärzt:innen werden sicherstellen, dass sie die bestmögliche Therapie für Ihr Kind festlegen.

Ein wesentlicher Unterschied zum ersten Mal ist, dass Sie als Familie bereits Erfahrungen gesammelt haben:

• Sie verstehen medizinische Begriffe besser und wissen, wie die Klinikabläufe funktionieren.
• Sie kennen die wichtigsten Ansprechpartner:innen und wissen, wem Sie vertrauen können.
• Sie haben Strategien entwickelt, um mit schwierigen Situationen umzugehen.
• Sie können Ihr Kind auf anstehende Untersuchungen besser vorbereiten.
• Sie wissen, wo Sie Unterstützung erhalten und wie Sie Ihren Alltag organisieren können.

Gleichzeitig ist die Angst bei einem Rezidiv oft grösser, da die Hoffnung auf eine dauerhafte Heilung nach der ersten Therapie erschüttert wurde. Dies ist eine schwere emotionale Belastung, mit der Sie nicht allein umgehen müssen.

Diese Frage begleitet Eltern oft von Anfang an, doch mit einem Rückfall wird sie noch drängender. Die Wahrheit ist: Die Heilungschancen können sich durch einen Rückfall verringern, aber das bedeutet nicht automatisch das Schlimmste. Viele Kinder werden auch nach einem Rezidiv erfolgreich behandelt.

Die Prognose hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der ursprünglichen Diagnose, dem Zeitraum seit der ersten Erkrankung und der Art des Rückfalls. Die behandelnden Ärzt:innen werden alles daransetzen, eine bestmögliche Therapie zu finden und Ihr Kind optimal zu versorgen.

Wenn Ihr Kind zur Behandlung ins Spital zurückkehrt, fühlt sich vieles vertraut an. Sie kennen die Station, die Abläufe und einige der Mitarbeitenden. Dennoch hat sich möglicherweise einiges verändert. Lassen Sie sich Zeit, um sich erneut zurechtzufinden, und scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen.

Falls Ihr Kind in einer anderen Klinik oder Abteilung behandelt wird, bedeutet dies eine komplette Neuorientierung. Auch hier sollten Sie sich und Ihrem Kind Zeit geben, um sich einzufinden.

Die erneute Therapie bedeutet für die Familie eine grosse organisatorische Belastung:

• Ein Elternteil wird das Kind meist dauerhaft begleiten.
• Geschwisterkinder brauchen weiterhin Aufmerksamkeit und Betreuung.
• Berufliche Fragen und Ausfälle müssen geklärt werden.
• Schulische Herausforderungen müssen erneut gemeistert werden.

Viele Unterstützungsangebote aus der ersten Therapie stehen Ihnen weiterhin zur Verfügung. Die Psychoonkolog:innen und die Sozialberatung in Ihrem Spital helfen Ihnen, eine tragfähige Lösung zu finden.

Der Austausch mit anderen Familien kann hilfreich sein, muss er aber nicht. Einige Eltern bevorzugen es, sich mit Familien in einer ähnlichen Situation auszutauschen, während andere sich lieber zurückziehen, um sich nicht mit zu vielen schwierigen Schicksalen zu konfrontieren. Beides ist völlig in Ordnung. Wichtig ist, dass Sie für sich selbst herausfinden, welche Kontakte Ihnen guttun.

Ein Rezidiv trifft nicht nur die engste Familie, sondern auch das soziale Umfeld. Manche Freunde oder Verwandte werden mitfühlen, andere ziehen sich vielleicht aus Unsicherheit zurück. Manche reagieren mit Neugier oder unangemessenen Fragen.
Geben Sie sich Zeit, selbst mit der neuen Situation klarzukommen, bevor Sie anderen davon berichten. Sie entscheiden, mit wem Sie darüber sprechen möchten und welche Informationen Sie weitergeben.

Auch wenn die Situation schwer ist, gibt es Hoffnung. Die Medizin entwickelt sich ständig weiter, und die Ärzt:innen werden alles dafür tun, dass Ihr Kind die bestmögliche Behandlung erhält.

Es ist wichtig, dass Sie sich Unterstützung holen, sei es durch professionelle Beratung, Gespräche mit vertrauten Menschen oder kleine Auszeiten für sich selbst. Sie sind nicht allein auf diesem Weg.

Ein Rezidiv ist eine grosse Herausforderung und braucht viel Kraft. Lassen Sie sich helfen, nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, und bewahren Sie sich trotz allem Ihre Hoffnung.