Lernen mit und nach Kinderkrebs

Informationen für Lehrpersonen

Kinder und Jugendliche mit Krebs stehen sowohl während der Therapie als auch Jahre nach erfolgreicher Behandlung vor besonderen Herausforderungen im Schulalltag. 

Die Nebenwirkungen vor allem aber die Spätfolgen stellen die betroffenen Kinder und Jugendlichen in ihrem Lernalltag vor unterschiedliche Hürden. Diese Seite soll insbesondere Lehrpersonen darüber aufklären, mit welchen Umständen (ehemalige) Kinderkrebspatient:innen konfrontiert sind und welche Unterstützungsmassnahmen denkbar sind.

Als wertvolle Quellen empfehlen wir Lehrpersonen oder anderen interessierten Personen die beiden Broschüren «F-I-T für die Schule» von der Österreichischen Kinder-Krebs-Hilfe sowie die Broschüre «Krebs in der Schule» von Zoé4Life.

Gut zu wissen

In vielen Fällen ist die Intelligenz der (ehemaligen) Kinderkrebspatient:innen nicht eingeschränkt. Die langfristig andauernden Auswirkungen der Erkrankung und Therapie sowie auftretende Spätfolgen können aber ihre Gesamtleistung stark beeinträchtigen. Viele Betroffene benötigen daher keine Sonderbeschulung, sondern ein flexibles und verständnisvolles Lernumfeld.

Nebenwirkungen und temporäre Folgen der Krebsbehandlung

Kurzfristigen Nebenwirkungen und Folgen von Krebserkrankungen sind häufig:

  • Haarausfall, verändertes Aussehen
  • Abwehrschwäche, erhöhte Infektanfälligkeit
  • reduzierte Belastbarkeit
  • Wesensveränderung während einer Cortisontherapie
  • Lärmempfindlichkeit
  • Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen
  • Hörbeeinträchtigungen

Schulische und psychosoziale Herausforderungen nach der Therapie

Bei der schulischen Wiedereingliederung gilt es, eine Balance zwischen normalem Schulalltag und individuellen Bedürfnissen zu finden. Viele betroffene Kinder und Jugendliche sind nach einer Krebserkrankung über längere Zeit oder dauerhaft mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Das gilt nicht nur für Kinder und Jugendliche, die wieder zurück in den Schulalltag finden müssen, sondern es betrifft auch sehr kleine Kinder, die erst eingeschult werden. In vielen Fällen ist die Intelligenz nicht beeinträchtigt, die Leistungsfähigkeit aber aufgrund der Folgeerscheinungen eingeschränkt. Lehrpersonen spielen eine entscheidende Rolle dabei, diesen Kindern und Jugendlichen eine erfolgreiche Rückkehr in die Schule zu ermöglichen.

Mögliche Herausforderungen

Spätfolgen

Selbstbild

Ich-Gefühl

Fehlzeiten

Schwankende Tagesform

Unterschiedliche Wahrnehmungen

Sarah Albisser

«Bis ich wieder richtig laufen konnte, ging ich anfangs mit einer Art Kinderwagen zur Schule – deswegen gab es einige blöde Sprüche.»

Sarah, Kinderkrebs-Survivor

Kinder und Jugendliche, die eine Krebserkrankung überstanden haben, sind oft voller Lebenswillen und Motivation, brauchen aber besondere Unterstützung, um ihr Potenzial in der Schule entfalten zu können. Lehrpersonen können mit Verständnis, individuellen Anpassungen und enger Zusammenarbeit mit Fachkräften dazu beitragen, dass diese Kinder erfolgreich und mit Freude lernen können. 

Praktische Massnahmen im Schulalltag

Unterrichtsanpassungen

Lernhilfen

Soziale Integration

Kommunikation

Die Schule als wichtiger Anker

Für schulpflichtige Kinder sowie Jugendliche in einer weiterführenden Schule stellt der Unterricht einen wesentlichen Teil ihres normalen Alltags dar. Eine Krebsdiagnose im Kindes- oder Jugendalter stellt das gewohnte Leben von einem Moment auf den anderen auf den Kopf. Wie Betroffene reagieren, ist oft altersabhängig. Viele von ihnen berichten aber, dass eine rasche (Teil-) Rückkehr in die Schule für Sicherheit und Halt sorgt in einer Zeit, in der sehr vieles neu und beängstigend ist. 

Ein beständiges Schulumfeld vermag jene Stabilität zu vermitteln, die Kinder und Jugendliche dringend benötigen, wenn das Leben auf dem Kopf steht. Auch für Linda, die einst selbst von Kinderkrebs betroffen war, war die Schule während ihrer Erkrankung eine wichtige Stütze.

Unterrichtsmöglichkeiten während der Therapie

Spitalschulen

Roboter oder Online-Unterricht

Hausunterricht

Regelunterricht

Symbolbild

«Mit dem Unterricht konnte ich mir ein bisschen Normalität in dieser Ausnahmesituation bewahren.»

Linda, Survivor

Rechtliche Rahmenbedingungen und schulische Unterstützung

In der Schweiz gibt es keine einheitlichen gesetzlichen Regelungen für die schulische Unterstützung von Kindern mit schweren oder chronischen Erkrankungen. Die Zuständigkeiten und Angebote variieren je nach Kanton. Die Bundesverfassung verpflichtet die Kantone zur Harmonisierung von Zielen und Strukturen, während die konkrete Umsetzung bei den Kantonen und Gemeinden liegt. 

Lehrpersonen sollten sich daher mit den kantonalen Behörden oder Fachstellen in Verbindung setzen, um spezifische Unterstützungsmöglichkeiten zu klären. 

Unabhängig vom Wohnkanton gilt: Individuelle Lösungen, enge Zusammenarbeit und flexible Umsetzungsmöglichkeiten sind entscheidend für eine erfolgreiche schulische Integration.

Es ist wichtig, dass Schulen nicht auf eine formale Diagnose oder externe Abklärung warten, sondern zeitnah pragmatisch handeln – immer im Dialog mit den betroffenen Familien.

Kommunikation

Wie spreche ich mit den Eltern?

Wie spreche ich mit der Klasse über Krebs?

Unterstützung für Lehrpersonen

Vielfach erhalten Eltern von betroffenen Kindern oder die Jugendlichen selbst bereits im Spital Unterstützung von Fachkräften, wie Lehrpersonen der Spitalschule oder Psychoonkolog:innen, die dabei helfen, die Schule der betroffenen Kinder und der Geschwister zu informieren. Diese Fachkräfte unterstützen die Lehrpersonen dabei, wie sie das Thema Krebs in der Klasse vermitteln können oder besuchen die Klasse und erklären altersgerecht, was Krebs ist. Je nach Gesundheitszustand der betroffenen Schüler:innen dürfen Klassen ins Spital zu Besuch kommen. 

Lehrpersonen können sich an folgende Stellen wenden, um Unterstützung und Informationen zu erhalten:

  • Kantonale Bildungsbehörden: Beratung zu schulischen Massnahmen und rechtlichen Fragen
  • Schulpsychologische Dienste: Unterstützung bei der Bewältigung emotionaler und sozialer Herausforderungen im Klassenzimmer
  • Fachorganisationen: Organisationen wie Kinderkrebs Schweiz bieten Materialien und Beratungen für Lehrpersonen an 

Spitalführungen für Schulklassen und Kindergarten

Verschiedene Spitäler bieten Führungen für Kinder und Jugendliche an. Lehrpersonen können sich für die Spitalführungen anmelden:

Spitalführungen

Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB)

Kinderspital des Kantonsspitals Aarau (KSA)

Ostschweizer Kinderspital St. Gallen

Kinderspital Luzern

Sarah Albisser

«Meine engen Freunde und meine Klassenlehrperson haben mich sehr unterstützt und das Thema Kinderkrebs sowie meine körperlichen Veränderungen in der Klasse besprochen. Das war sehr wichtig.»

Sarah, Kinderkrebs-Survivor