Eli steht mit beiden Beinen im Leben. 2024 hat er sein Medizinstudium abgeschlossen, arbeitet als Assistenzarzt und leistet aktuell Zivildienst. Doch, dass er heute hier steht, ist alles andere als selbstverständlich – denn mit zwölf Jahren erhielt er die Diagnose Leukämie.
Wer Eli begegnet, erlebt eine offene, neugierige und reflektierte Persönlichkeit. In seiner Freizeit interessiert er sich für Technik, Informatik und 3D-Design, liebt das Reisen und den Austausch mit Menschen. Mit zwölf Jahren, während den Herbstferien mit seiner Familie, spürte Eli zum ersten Mal, dass etwas mit seinem Körper nicht stimmte. Zurück in der Schweiz ging es dann schnell und er erhielt die Diagnose Leukämie.
Ein starkes Netz gibt Halt
Sein Vater, selbst Radioonkologe, erkannte sofort, wie ernst es war. Eli erinnert sich, dass er damals nicht einordnen konnte, was die Diagnose Leukämie bedeutete. Die zweijährige Therapie war körperlich belastend und intensiv. Seine Familie, engen Freunde und ein starkes medizinisches Umfeld gaben ihm Halt und Orientierung.
«Ich habe beispielsweise durch Musiktherapie im Spital gelernt, den Fokus auf etwas zu richten, das Kraft gibt und Freude bereitet. So schaust du nach vorne, darauf, was geht, und lässt dich weniger einschränken.». Sein Umfeld hat ihn dabei stark geprägt und ihm diese Haltung vorgelebt.
«Ich habe im Spital gelernt, den Fokus auf etwas zu richten, das Kraft gibt und Freude bereitet. So schaust du nach vorne und lässt dich weniger einschränken.»
Ein Rückschlag
Gegen Ende der Therapie erlitt Eli einen Rückschlag und ihm wurde klar, wie sehr das Umfeld mitbetroffen ist. «Für meine Familie war das eine sehr schwierige Situation, alle waren traurig. Wie sehr mein Zustand meine Familie belastet hat, beschäftigt mich auch heute noch manchmal.». Daraus hat Eli für sich einen Schluss gezogen. «Wenn es Menschen in meinem Umfeld nicht gut geht, versuche ich mich emotional ein bisschen abzugrenzen. Der betroffenen Personen geht es schliesslich nicht besser, nur weil mich die Situation belastet. Im Gegenteil, durch eine gesunde Distanz kann ich viel besser für diese Menschen da sein.». Eine Haltung, die ihm auch in seinem Beruf hilft, gerade wenn es darum geht, innert kurzer Zeit unter hohem Druck Entscheidungen für das Wohlergehen von Patient:innen zu treffen.
Zurück ins Leben – Schritt für Schritt
Durch die intensive Leukämie-Therapie war Eli geschwächt. Dennoch wollte er nach seiner Rückkehr in die Schule unbedingt an einem Sprachaufenthalt in Paris teilnehmen. Manchmal ging es ihm wegen der Tabletten, die er einnehmen musste, so schlecht, dass er nach einer Stunde den Unterricht wieder verlassen musste. Aber die Anwesenheit und die Kontakte waren es ihm wert. «Das Sozialleben hat durch den Krebs schon gelitten. Ich kam im Sommer vor der Diagnose in eine neue Klasse, lernte viele neue Leute kennen und dann plötzlich war ich weg.». Zwar musste Eli das Schuljahr nicht wiederholen und durfte in der 8. Klasse wieder einsteigen aber es war nicht leicht, neue Freundschaften aufzubauen. Einige sehr gute Freundschaften haben die Erkrankung jedoch überdauert und sind bis heute geblieben.
Keine Spätfolgen – aber trotzdem Nachsorge
Was Elis Situation besonders macht ist, dass er zu den rund 20 Prozent der Survivors gehört, die keine Spätfolgen aufgrund ihrer Kinderkrebserkrankung haben – weder körperlich, psychisch noch sozial. Eli ist sehr dankbar, dass es ihm gut geht aber es ist auch nach Jahrzehnten noch möglich, dass Spätfolgen auftreten. Deswegen geht er regelmässig in Nachsorgesprechstunden. Ab und zu nimmt Eli auch an Treffen mit anderen Survivors teil. «Ich empfinde den Austausch mit anderen Survivors als sehr wertvoll. An den Treffen begegne ich Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Schicksalen. Es beeindruckt mich sehr, was viele trotz schwerer Spätfolgen leisten, erreichen und wie viel Kraft in diesen Begegnungen steckt.».
«Ich bin ein Mensch, der sich nicht zu viele Gedanken über Dinge macht, die man nicht beeinflussen kann.». Gut möglich, dass es sich dabei vielleicht um eine Hinterlassenschaft seiner Krankheitserfahrung handelt. Diese Haltung, ist Eli überzeugt, hat nicht nur seine intrinsische Motivation während der Erkrankung belebt, sondern eine langanhaltende solide Resilienz hinterlassen.

«Ich empfinde den Austausch mit anderen Survivors als sehr wertvoll. Es beeindruckt mich sehr, was viele trotz schwerer Spätfolgen leisten, erreichen und wie viel Kraft in diesen Begegnungen steckt.»
Zukunft mit vielen Möglichkeiten
Eli möchte sich in der Anästhesie spezialisieren – ein Fachgebiet, das Denken, Handwerk und zwischenmenschliche Kompetenz vereint. Vielleicht kombiniert er dies später einmal mit seinem technischen Flair oder schlägt eine Brücke zur biomedizinischen Technik. Die Möglichkeiten stehen ihm offen.
Elis Geschichte zeigt, dass es Survivors ohne Einschränkungen gibt. Es ist wichtig, dass auch diese Geschichten erzählt werden. Denn, sie machen Hoffnung – und manchmal ist dies genau das, was es braucht.